Über uns


In einer Welt voller Elend und Ungerechtigkeit soll eine Gemeinschaft entstehen, in der von der Gesellschaft längst fallengelassene Menschen Hoffnung und neuen Lebenssinn finden und in Harmonie zusammenleben können. Verstossene und verwaiste Kinder sollen in der Pflegefamilie Liebe, Fürsorge und Geborgenheit erfahren, eine Schule besuchen und sich ihren Fähigkeiten entsprechend entwickeln können. Suchtkranke, missbrauchte und misshandelte Kinder sollen erfolgreich rehabilitiert und wieder in die Gesellschaft eingegliedert werden.


Island Kids Philippines setzt sich seit 2007 nachhaltig und mit Nächstenliebe für diese Vision sowie für schwerkranke Menschen aus ärmsten Verhältnissen ein. Als Initiant des Hilfswerkes will ich interessierten Menschen Einblick in unsere tägliche Arbeit und die damit verbundenen Probleme, Schicksalsschläge, Erfolge und Glücksmomente geben - ich will Sie an unserer Geschichte teilhaben lassen.




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Saturday, September 24, 2011

Die Community organisiert sich

Heute war ein ganz besonderer Tag. Man konnte richtig fühlen, wie uns ein Durchbruch gelungen ist. Die Lehrkräfte hatten einen Plauschtag am Strand organisiert. Eingeladen waren jedoch diesmal nicht etwa Kinder und Jugendliche, sondern die Eltern unserer Kids. Der Anlass verfolgte zwei Hauptziele. Erstens, die LehrerInnen und die Eltern einander näher bringen und zweitens die Beschlussfassung für die Gründung einer Kooperative der Wertstoffsammler. Seit zwei Monaten gibt es die IKP-Parents-Teachers-Association (Eltern-Lehrer-Vereinigung). Zweck dieser Vereinigung ist die engere Zusammenarbeit von IKP und den Erwachsenen unserer Community sowie mehr Gewicht für die oft überhörten Stimmen unserer Familien. Wir wollen vor den Lokalpolitikern und vor den die Armen ausbeutenden „Kapitalisten“ im Viertel eine vereinte Stimme werden. Die als nächster Schritt geplante Kooperative soll dem erdrückenden und ausbeutenden Zwischenhandel der Junkshop-Besitzer entgegenhalten. Mit anderen Worten, die Wertstoffsammler sollen ihre Wertstoffe dereinst direkt an die Recyclingfabrik verkaufen können. Ein einzelner Wertstoffsammler kann dies nicht, eine Kooperative jedoch schon. Was den Menschen bis jetzt dafür fehlte, waren das administrative Know-How für die Finanzverwaltung und das notwendige Kapital. Zusammen mit IKP könnte beides möglich werden. Virgie führt seit 17 Jahren mehrere Geschäftszweige in einem grossen Unternehmen, sie ist intelligent und weiss, auf was es beim Business ankommt. Und das Beste, für ihr Management wird sie von den Wertstoffsammlern keinen roten Rappen verlangen. Ein Gratisseminar vom Staat soll die künftigen Mitglieder auf ihre Kooperative vorbereiten. Die Finanzen der künftigen Kooperative sollen von IKP verwaltet werden. Nach dem Umzug der Deponie an ihren neuen Standort wird das Wertstoffsammeln vorerst weitergehen. Die meisten Menschen planen in der Community zu bleiben, ein paar sprechen davon, in die Berge zurückzuziehen und andere wollen der neuen Deponie folgen und sich dort erneut illegal ansiedeln. Die Sukis (Zwischenhändler/Junk-Shop-Owners) wollen die Wertstoffsammler künftig mit ihren LKW’s von der Community zur neuen Deponie führen. Sie werden sich weiterhin an ihnen reichverdienen und die schlechtgebildeten Menschen mit Kleinkrediten zu 20% und mehr Zinsen pro Monat erdrücken. Die Kooperative kann dies ändern. Wenn das Führen der Administration und das Verwalten der Finanzen – zumindest zu Beginn - von IKP übernommen wird, sind die Sukis ersetzt. Was jetzt noch fehlt, ist ein Lagerplatz für die angesammelte Ware und ein Lastwagen für den Transport derselben. Dafür braucht es etwas Startkapital, welches die Wertstoffsammler nicht selber aufbringen können. Wenn der Plan aber gelingt, erhalten die Wertstoffsammler einen wesentlich höheren Preis für ihre mühsam gesammelten Wertstoffe. Die Kooperative macht dann immer noch Gewinn, kann damit ihre Ausrüstung unterhalten, Löhne an die Lastwagenfahrer bezahlen sowie in Notfällen limitierte Kredite zu geringen Zinsen an ihre Mitglieder ausschütten. Die Wertstoffsammler werden dadurch unabhängiger, können ihren Lebensstandard erhöhen und ihr Schicksaal durch die Kooperative selber in die Hand nehmen. Dies, zumindest solange Wertstoffsammeln in Cagayan noch zum gewohnten Bild gehört, was sich wohl nicht so schnell ändern wird.

Beide Ziele des Anlasses erreichten wir. Die Lehrer und die Eltern hatten riesigen Spass, machten Spiele, blödelten zusammen im schmutzigen Meerwasser herum, sangen Karaoke und tanzten zusammen. Virgie und ich kamen erst sehr spät dazu. Wir hielten unsere Reden, oder besser gesagt, versuchten, den Eltern die bereits bekannte Idee ans Herz zu legen und sie von ihren Ängsten zu befreien. Virgie erklärte zuerst wie eine Kooperative funktioniert, welche Vorteile sie bieten kann und wie die künftige Zusammenarbeit von IKP und den Eltern unserer Kids aussehen könnte. Meine Botschaft war einmal mehr, dass wir es nur gemeinsam, mit Gottes Hilfe, ohne negative Hintergedanken und Eifersüchteleien Einzelner und mit Liebe und Respekt füreinander schaffen können. Ich sprach in Visayan und war überrascht davon, wie mir die Worte in den Mund gelegt wurden. Ich wies auf das Know-How von Virgie und unseren professionellen MitarbeiterInnen hin, die sich allesamt tagtäglich uneigennützig und voller Überzeugung für die Familien im Viertel einsetzen, und sich nicht, wie etwa die Kapitalisten der Gegend, an den Armen bereichern, sondern ihnen eine lebenswertere und unabhängigere Zukunft ermöglichen wollen. „Zusammen sind wir stark. Seht, wir haben Lehrerinnen, Sozialarbeiterinnen, und wir haben Virgie, die seit 17 Jahren eine Führungskraft in einem grossen Unternehmen mit unterschiedlichsten Geschäftszweigen ist, sich bestens in den unterschiedlichsten Gewerben auskennt und es dank ihrem Wissen, ihrer Erfahrung und ihrer Weisheit, allem voran aber dank ihrem Herzen und ihrem Gottvertrauen geschafft hat, IKP-Philippines aufzubauen und zu führen. Wir brauchen uns nicht zu fürchten, denn wenn wir, IKP und ihr alle, zusammenhalten und für ein gemeinsames Ziel kämpfen können, dann werden wir dieses Ziel mit Gottes Hilfe auch erreichen.“ Zum Schluss sagte ich: „Wenn ich durch unserer Community gehe, sehe ich so viel Leid und Probleme. Dreck, verschmutzte Luft, Krankheiten und Gewalt sind allgegenwärtig. Ich sehe aber auch die Bewohner, und in euch sehe ich eben wertvolle, einzigartige und liebenswerte Mitmenschen, geschaffen nach dem Ebenbild Gottes. Von Anbeginn war es nicht gedacht, dass wir in Armut, Gewalt und Krankheit leben. Das Paradies war uns gegeben und nach diesem müssen wir stets streben.“ Dann fuhr ich fort: „Und wenn ich all dies sehe, die Menschen und all ihre Probleme, bleibe ich manchmal stehen, schliesse meine Augen und träume vom Paradies auf Erden. Dort sehe ich euch alle wieder. All die wunderbaren und einzigartigen Menschen leben jetzt friedlich miteinander, um ihre Hütten fruchtbare Gärten anstelle von Abfall, frisches Wasser und gesunde Kinder in Schuluniformen und beim Spielen. Alle haben, was sie brauchen und geht es einem von euch schlecht, so kümmern sich die anderen um ihn. Ich bitte euch, öffnet doch eure Augen für das dringend zu Verändernde in unserer Gemeinde, verschliesst sie nicht, sondern lasst uns zusammen nach Wegen für eine bessere Zukunft für uns alle suchen. Resigniert nicht und gebt nicht auf, denn zusammen und mit Gottes Hilfe ist wahrhaftig nichts unmöglich. Zwischendurch haltet inne und verschliesst für kurze Zeit eure Augen, um zu träumen. Träumt vom Paradies auf Erden, denn dort wollen wir hin, und nur wer sein Ziel kennt, kann dieses auch erreichen. Ich liebe euch und ich möchte, dass auch ihr einander alle gegenseitig liebt. Denn Liebe ist das Stärkste, sie ist stärker denn Hass, stärker denn alle Probleme und alle Krankheiten zusammen. Gott ist Liebe.“ Virgie sprach danach noch einmal, diesmal jedoch nicht über das Technische der Kooperative. Sie sprach zum zweiten Mal die Herzen der Zuhörer an, sodass jetzt, nach dem wir beide lange zu den zahlreichen Müttern und Vätern gesprochen hatten, eine Totenstille herrschte – im Wissen, dass unsere Botschaften angekommen waren, drückten wir einander hinter unseren Rücken die Hände.

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